Alltag und einige Besonderheiten

Mittlerweile arbeite ich jeden Tag, außer am Wochenende, in einem Projekt in Zimpeto ( Randbezirk von Maputo), das Dom Orione heißt und 35 behinderte Kinder beherbergt. Die Kinder sind in zwei Gruppen aufgeteilt. In der einen Gruppe, in der ich seit kurzem arbeite, sind die Kleinsten bis zu 10 Jahre alt. Die andere Gruppe wird von Yohanna und Marie betreut. Und natürlich noch von den Mitarbeitern und mosambikanischen Studenten.
Es tut auf jeden Fall sehr gut, endlich etwas zu tun!
Allerdings sind die Geschichten von den Kindern nicht ohne und manchmal erschrecke ich mich auch noch, wie man mit den Kindern umgeht. Zum Beispiel hält man einfach die Nase zu, wenn das Kind beim Essen nicht den Mund aufmachen will. Allerdings bin ich mir manchmal nicht ganz so sicher, ob das Essen wirklich in der Speiseröhre und nicht in der Luftröhre gelandet ist.. Muss ja aber funktionieren. Immerhin leben noch alle :-D. Unser Neuzugang ist 13 Jahre alt und sieht aus, als wäre er 6 Jahre, da er sein ganzes Leben lang eingesperrt war. Am Anfang hat er nur geweint, sich auf den Boden gelegt, geschlafen, alles gegessen, was er gefunden hat und er war so verklemmt und verängstigt, dass er wie ein alter Opa gelaufen ist. Seitdem er da ist, kümmern wir drei uns viel um ihn und heute hatten wir das erste Mal das Gefühl, dass er etwas entspannter war und kurz davor war, zu lachen :-). Solche Lichtblicke, oder aber auch generell, wenn die Kinder fröhlich sind und lachen und spielen, sind das, was einem wieder zeigt, dass es doch einen Sinn hat, jeden Tag dorthin zu gehen, auch wenn man manchmal denkt, man wird gar nicht benötigt, außer wenn es darum geht, die Kinder zu füttern. Heute bin ich auch an meine Geduldsgrenze gestoßen als ich Antonhio füttern musste. Er ist normalerweise echt süß und lacht immer, wenn man sich mit ihm beschäftigt, aber er zuckt immer und macht seinen Mund nicht weit genug auf, sodass der Löffel inklusive Essen hinein passt. Also habe ich heute 1,5 Stunden gebraucht, um einen Teller Brei zu füttern… Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob nicht mehr Brei auf ihm als in ihm gelandet ist. Wenn ich wieder komme, bin ich auf jeden Fall Profi im Füttern und Windeln wechseln.
Mein Tag ist mittlerweile auch so gut gefüllt, dass ich abends total müde bin, sofort einschlafe und morgens um 6 wie immer natürlich nicht aufstehen möchte.
Vor ein paar Tagen waren wir in der Deutschen Botschaft, um begrüßt zu werden und noch einige Sicherheitshinweise zu erhalten, da es hier gerade im Dunkeln ( und es wird um 17 Uhr circa dunkel) gefährlich werden kann. Es gibt immer wieder Überfälle, so wie letztes Wochenende auf einen anderen deutschen Freiwilligen, dem alles von neun Leuten abgenommen wurde. Aber netterweise haben sie uns in der Botschaft erzählt, dass wenn wir mit einem blutigen Messer gestochen werden, es ein Präparat gibt, welches die Aidsübertragung stoppt und sogar in dem Fall umsonst ist. Sehr ermutigend! 😀
Zur Zeit ist es teilweise schon sehr warm und ich habe eine neue Lieblingsart in die Stadt zu kommen; mit einem Auto, das MyLove genannt wird. Das ist einfach ein Transporter, der hinten eine Ladefläche hat, auf die man aufspringen kann und somit an der frischen Luft fährt. Doof wird es nur, wenn man gefühlt 200km/h schnell fährt, da einem die Wimpern dann wegfliegen :-D.
Im Wäsche waschen bin ich auch schon erfahrener geworden. Das letzte Mal wusste ich ja noch nichtmal, dass man das Waschmittel auch wieder aus der Wäsche rausspülen muss und habe mich dann gewundert, als mein Handtuch beim Abtrocknen anfing zu schäumen…
Der portugiesisch Kurs ist zwar nervig, aber bringt gefühlt schon was. Jedenfalls kann ich mittlerweile viel verstehen und mich auch schon ein bisschen unterhalten. Nur zu Hause habe ich mich ja immer gewundert, weshalb ich nichts verstehe, bis ich herausgefunden habe, dass meine Familie Shangana spricht.
Unser erster richtiger Strandausflug am Wochenende ist im wahrsten Sinne der Worte ins Wasser gefallen. Es hat in Strömen geregnet! Wir sind los gefahren und dachten es wäre nur bewölkt, bevor es wie jeden Tag richtig schön warm wird. Als wir in Catembe angekommen waren, fing es dann langsam an zu nieseln, wovon wir uns noch nicht vom Strand vertrieben ließen. Aber als es dann richtig geregnet hat, sind wir in eine gemütliche Strandbar gegangen, wo wir warten wollten, bis der Regen aufhört. Jedoch hörte er für den Tag nicht mehr auf. Er wurde nur immer stärker. Natürlich haben sich aber wie immer Männer sofort bereit erklärt, uns zurück zu der Fähre zu fahren, mit der wir dann auf die andere Seite der Bucht nach Maputo zurückgefahren sind. Den Stadtteil, wo man ankommt und wo das Zentrum ist, nennt man Baixa, was unten heißt. Das bedeutet, der gesamte Regen der Stadt lief dorthin, da es quasi ein Tal ist und es fuhren kaum noch Chapas und das Wasser ging einen bis zu den Knien!
Dafür war das letzte Wochenende umso schöner. Wir haben uns eine „Stadtwohnung“ gemietet. Wohnung zu sagen ist übertrieben, da es nur ein Zimmer ist mit einer Toilette auf dem Hof und ein paar Waschbecken vor dem Haus. Allerdings ist es ein schöner Rückzugsort und ich fühle mich dort wohler als zu Hause.
Wir haben es natürlich auch direkt ausgenutzt, dass wir in der Stadt schlafen konnten und sind am Samstag und Freitag Abend ausgegangen. Jedoch hatten wir noch keine Matratzen und mussten auf den Fliesen schlafen, was doch relativ kalt war. Gestern haben wir aber zwei Stück gekauft, die hier nur 35€ circa kosten, aber auch dementsprechend „gemütlich“ sind.
Zur Zeit habe ich noch Probleme mit meinem Visa, da es angeblich falsch sein soll, aber als wir Freiwilligen unsere Visa auf dem Flughafen verglichen haben, war überall das Gleiche angekreuzt.. Und da hier alles mit dem sogenannten Vitamin B abläuft, gehen wir davon aus, dass jemand in der Behörde nur Geld haben will. Allerdings ist es für mich nicht so super, da mein Visum am 30. abläuft und es bisher noch keine Lösung gibt und ich sonst bis dahin nochmal nach Swaziland fahren muss, um ein neues zu beantragen. Wenn ich Pech habe, muss ich das dann auch jeden Monat machen, da ich angeblich ein Handelsvisum und kein Arbeitsvisum habe, was ja eigentlich Quatsch ist.. Wie immer abwarten.. Bin ich ja super gut drin 😀
Das wars auch eigentlich bisher. Wie gesagt, mittlerweile passiert nicht mehr so viel oder ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, weil ich es natürlich nicht geschafft habe, jeden Tag Tagebuch zu schreiben.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*