Zeit für einen ausführlichen Bericht

Heute habe ich endlich mal Zeit gefunden, ein wenig ausführlicher zu berichten. Letztes Mal war es ja mehr zwischen Tür und Angel und alles ziemlich kurzgefasst.
Wie Ihr ja wisst, hatte ich so meine Probleme in meiner Gastfamilie, weshalb ich am vergangenen Sonntag endlich umgezogen bin! Ich wohne jetzt zusammen mit Yohanna, meiner Mitfreiwilligen und Projektkollegin in einer neuen Gastfamilie. Wir teilen uns ein großes Zimmer mit zwei Betten, einem Regal und einer Kommode. Die Familie ist einfach super! Hier leben Antonieta, unsere Mama für ein Jahr (bzw nur noch einige Tage.. später mehr dazu), die sehr viel arbeitet, weshalb wir sie nur abends zum Abendessen zu sehen bekommen und ihren zwei Kindern Andrea (11 Jahre alt) und Gilson (9 Jahre). Es gibt auch noch einen Mann, den wir aber noch nicht kennengelernt haben, weil er immer arbeitet. Außerdem gibt es noch die Empregada Marta, die sich um Haus und Hof kümmert und zusätzlich auch noch kocht, sowie Lex unser Hund, der einem nachts oftmals den Schlaft raubt, da er seinen Wachjob sehr ernst nimmt und sogar bellt, wenn wir uns auf unseren quietschenden Matratzen umdrehen. Unser Zimmer ist quasi ein extra Haus, das gegenüber vom Haupthaus liegt. Wir haben hier sogar unser eigenes, gefliestes (!) Bad mit Dusche und fließendem Wasser ( solange kein Stromausfall ist.. denn bei Stromausfall funktioniert auch das Wasser nicht mehr und da wir ja normalerweise fließendes Wasser haben, bunkert die Familie auch kein anderes Wasser, sodass wir dann öfter mal auf Wasser verzichten müssen). Im eigentlichen Haus gibt es eine moderne, saubere und schöne Küche. Die Kinder und die Eltern haben jeder ein eigenes schönes Zimmer, und außerdem gibt es noch ein kleines Wohnzimmer mit Essbereich, wo wir jeden Abend zusammen Abendessen.

Unser neues zu Hause von der Straße aus

Unser neues zu Hause von der Straße aus

Wir fühlen uns hier wirklich pudelwohl, was wohl auch daran liegt, dass wir als Teil der Familie behandelt werden. Das bedeutet, dass wir sogar eine kleine Aufgabe hier haben, worüber wir uns wirklich gefreut haben; wir spülen jeden Abend das Geschirr.
Nun zu meinen Visumsproblem: Da die mosambikanische Botschaft in Deutschland es nicht geschafft hat, ein Schreiben aufzusetzen, was besagt, dass ich ein Dire bekommen kann, weil nur Ausversehen ein falsches Kreuz gesetzt wurde, muss ich am 1.11. meinen Rückflug antreten. Ich kann leider auch kein neues Visum in Deutschland beantragen und wieder hier her fliegen, da ich keine 1200€ mal so eben herzaubern kann. Auf der einen Seite bin ich total traurig, weil es gerade anfängt, hier richtig gut zu laufen. Das Projekt ist klasse, wir haben ein Fitnessstudio gefunden, wo wir uns anmelden wollen, meine neue Gastfamilie ist das allerbeste, ich kann so langsam so gut wie alles verstehen und mich dafür, dass wir gerade erst ca zwei Monate hier sind, ziemlich gut verständigen und einige tolle Reisen standen natürlich auch noch auf dem Programm. Aber auf der anderen Seite freue ich mich auch tierisch auf zu Hause! Denn auch nur nach zwei Monaten haben wir schon alle etwas erkannt: zu Hause ist es doch am Schönsten! Ich habe zwar das Gefühl sogar nach dieser kurzen Zeit, eine neue, kleine, vertraute Heimat gefunden zu haben, aber trotzdem vermisse ich es einfach nach Hause zu kommen, und das Gefühl zu haben, dass ich tun und lassen kann, was ich möchte. Oder dass ich mich einfach in die Küche setzen kann und über meine Probleme usw reden kann. Ein anderes großes Thema ist hier noch, dass wir alle das Gefühl haben, jedenfalls die, die hier keinen Freund haben, dass einem die Liebe fehlt. Das hört sich vielleicht alles ein bisschen merkwürdig an und es ist schwer zu beschreiben, aber irgendetwas fehlt einfach. Deshalb freue ich mich jetzt auf die letzten Tage hier umso mehr. Ich werde noch mit einigen Freiwilligen nach Tofo fahren für eine Woche und so richtigen Strandurlaub machen, einige schöne Sachen kaufen und vor allem die letzte Zeit mit meinen Kindern im Projekt genießen.
Denn im Projekt ist es immer noch toll und ich beginne, eine immer stärkere Bindung zu unseren Kleinen aufzubauen. Kelven und Sean weinen mittlerweile schon, wenn ich nachmittags nach Hause gehe, Sean lässt sich am besten von mir füttern, Matthias sich morgens nur von mir anziehen, sobald ich da bin und Antonhio hört sofort auf zu schreien, wenn ich ihn auf den Arm nehme. Vor allem Sean und Kelven würde ich am liebsten mit in meinen Koffer packen!
Letztes Wochenende haben wir noch einen Tag am Strand zwischen den Regentagen hier genießen können. Wir sind nach Macaneta gefahren, was sich wie immer mal wieder gelohnt hat! Zuerst hatten wir schon etwas schlechte Laune, weil es ziemlich lange gedauert hat, bis wir ein Chapa bekamen. Auf Grund dessen hatten wir dann überlegt, damit wir schneller sind, den Weg von der Chapastation in Marracuene zu der Fähre zu trampen, was uns auch sofort gelang (hier nimmt jeder gerne Weiße mit 😀 ). Die Überfahrt, die einen zu einer Landzunge Mosambiks bringt ( sie kostet pro Fahrt nur 2Mts (0,05€)!!!), klappte auch sofort ( letztes Mal war die Fähre, wie so oft, kaputt und man musste hinüber gerudert werden). Wir fanden drüben angekommen direkt einen Transporter, der uns auf seiner Ladefläche mit zum Strand nahm und somit waren wir mal wieder ganz alleine am schönsten Strand, den ich bisher gesehen habe, angekommen. Die Rückfahrt war dann noch besser! Zuerst sahen wir noch eine ganze Affenherde bis wir dann auf ein Auto trafen, was wir anhielten, um zu fragen, ob sie uns auf der Ladefläche mit zur Fähre nehmen konnten. Sie sagten ja und später stellte sich heraus, dass sie sogar ganz bis nach Maputo fahren wollten und uns somit bis fast nach Hause mitnehmen konnten. Was für ein schöner Tag! 🙂
Allgemein merken wir so langsam doch, dass die mosambikanische Kultur, Lebens- und Herangehensweise doch anders ist als in Deutschland, was aber im ersten Moment nicht direkt zu erkennen ist. Zum Beispiel die Polizei. Natürlich haben wir vorher schon viel darüber gehört, dass man mit dem nötigen Kleingeld hier alles bekommen kann und dass die Polizisten auch so ohne Grund einfach mal Geld verlangen. Aber letzte Woche ist es Yohanna und mir das erste Mal passiert. Wir kamen vom Einkaufen wieder, da hielten uns zwei Polizisten an und verlangen 50Mts von uns. Da ist man dann doch im ersten Moment ziemlich geschockt. Glücklicherweise hatten wir nur 20, sodass sie sich damit zufriedengeben mussten. Auch wenn das nur 50 ct sind, haben wir uns so sehr geärgert! Diese Polizisten haben ihre Machtposition einfach komplett ausgenutzt und wenn sie so vor einem stehen mit ihren riesigen Maschinengewehren, traut man sich auch nicht nein zu sagen.
Ein anderes Thema ist noch unsere Stadtwohnung. Sie ist quasi fertig eingerichtet. Wir haben auch schon öfters auf unserem kleinen Herd was leckeres gekocht, meistens Nudeln mit Käse oder mal eine selbstgemachte Tomatensoße. Als wir unsere Herdplatte einweihen wollten, ist uns allerdings um ein Haar das ganze Zimmer abgebrannt, sogar zwei Mal. Erst ist das Kabel durchgeschmort und beim zweiten Mal hat die rechte Herdplatte Feuer gefangen.

Unsere „Küche“ in der Stadtwohnung

Unsere „Küche“ in der Stadtwohnung

Über Xai-Xai könnt ihr gerne nochmal den Blogeintrag von Yoyo lesen. Die hat unseren kleinen Urlaub nochmal etwas genauer beschrieben 🙂 : Vor zwei Wochen waren wir über das lange Wochenende in Xai-Xai, ca 200 Kilometer nördlich von Maputo. Morgens um 4:30 Uhr ging es für Marie, Sandra und mich auf die lange und unbequeme Reise. Zuerst sind wir nach Chicumbane gefahren, wo zwei Freiwillige von einer anderen Organisation wohnen. Sie haben ein großes Haus nur für sich! Dort sind wir dann eine Nacht lang geblieben und sie sind zu uns in die Stadtwohnung nach Maputo gefahren. Chicumbane war das komplette Gegenteil von dem was wir hier in Mosambik kennen. Es war wie „das klischeehafte Afrika“ wie es in Filmen gezeigt wird. Es gab viele Lehmhütten und überall spielten Kinder im Sand. Als wir dort ankamen, lief uns eine ganze Horde Kinder hinterher, das war eine komische Situation. Abends sind wir dann mit dem Freund einer ehemaligen Freiwilligen noch in eine Bar gegangen und den kompletten Weg bis dorthin liefen wieder Kinder mit uns und haben uns angefasst wie Tiere im Streichelzoo. Irgendwann meinte Afro dann, er ruft die Polizei an, und schwupps waren alle Kinder plötzlich verschwunden. Es war ein netter und lustiger Abend, Afro hat herausgefunden, wieso immer ausgerechnet ICH von den komischsten und aufdringlichsten Männern angesprochen werde, es liegt nämlich an meinen Gedanken. Aha. Am nächsten Morgen haben wir wieder unsere riesigen und viel zu schweren Backpacker auf unsere Rücken gehievt und sind nach Xai-Xai an den Strand gefahren, wo wir sofort ein Hostel gefunden haben, das DIREKT am Strand war. Wir waren die einzigen Gäste und so hatten wir das komplette 8er Zimmer für uns alleine und es gab Duschen mit fließendem und heißen Wasser, das Ganze für gerade mal 12,50€ die Nacht! Es war einfach nur wunderschön und der erste richtige Urlaub für uns hier in Mosambik, den wir drei auch wirklich gebrauchen konnten! Bei den Steinen im Meer war teilweise die Erde wie aufgerissen und wir haben haufenweise Mini Korallenriffe gesehen und sind dort entlanggelaufen! Das war wirklich unbeschreiblich, so viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten und die buntesten Farben, Rot, Gelb, Lila, Blau, Grün, auf vielleicht einem Kubikmeter Wasser. Samstag war dann zufälligerweise auch noch ein großes Festival direkt bei uns am Strand, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Leider waren wir wirklich die einzigen weißen dort, was den Abend ein wenig anstrengend gemacht hat, weil man nicht mal 2 Minuten einfach nur stehen konnte. Sonntagmorgen wurden wir dann von einer Südafrikanischen Familie die wir kennen gelernt hatten noch zu einem echten typischen Südafrikanischen Frühstück eingeladen und sind dann wieder zurück nach Maputo gefahren. Denn für Emmi, die Freiwillige aus Finnland mit der ich zusammen gewohnt habe, war eine Überraschungsparty geplant da sie am nächsten Tag Geburtstag hatte. Es wurde eine lange und lustige Nacht, die damit endete, dass wir zu 10 Leuten in unserer Stadtwohnung auf 2 Matratzen geschlafen haben. Am nächsten Morgen ging es dann natürlich auch für alle früh raus, denn wir mussten ja arbeiten. Und so gingen 4 tolle Tage um.

Ich, Marie und Yohanna auf dem Weg nach Xai-Xai in unserem Hof der Stadtwohnung

Ich, Marie und Yohanna auf dem Weg nach Xai-Xai in unserem Hof der Stadtwohnung

Viele von euch wollten ja noch gerne über einen Tagesablauf lesen: Morgens stehen Yohanna und ich gegen 7 Uhr auf, duschen, usw. Um 7:30 Uhr machen wir uns dann durch die Sandstraßen auf zur Chapastation, ca 5 Minuten von unserem Haus entfernt, warten auf ein Chapa und fahren eine knappe halbe Stunde zum Projekt. Im Projekt angekommen werden die Kinder nach dem Waschen angezogen und in den Aufenthaltsraum getragen. Dort bereiten wir dann das Frühstück vor und füttern die Kinder. Danach bringen wir einige Kinder zur Physiotherapie. Dann haben wir meisten noch eine Stunde Zeit, wo wir einfach mit den Kindern spielen können. Um 9:30 Uhr frühstücken wir und spielen mit den Kindern weiter und holen sie wieder aus der Physiotherapie ab. Um 11:30 Uhr gibt es für die Kinder Mittagessen, danach bringen wir sie ins Bett und räumen den Raum auf. Von ca 12:30 bis 13:30 haben wir Mittagspause, wo wir mit allen Mitarbeitern zusammen zu Mittag essen und meistens unsere tägliche Tafel Schokolade und Packung Kekse aus dem Supermarkt holen. Danach werden die Kinder wieder gewaschen, gewickelt, frisch angezogen und in den Aufenthaltsraum zurück gebracht. Dann ist es meistens mindestens 15 Uhr und wir haben Feierabend. Ich fahre entweder nach Hause, weil die Wäsche gewaschen werden muss, wir fahren in die Stadt, um Erledigungen zu machen. Wir waren auch schon mal schwimmen, aber wie gesagt, bald melden sich die anderen in dem Fitnessstudio an ( für mich lohnt es sich ja nicht mehr) und dann gibt es auch eine wirkliche Nachmittagsbeschäftigung. Gegen 19 Uhr gibt es in unserer Gastfamilie Abendessen, was wir zusammen mit Antonieta zusammen vorbereiten. Dann wird zusammen gegessen, abgespült und Fernsehen geschaut. Abends skype ich noch oft, lese, höre Musik oder schaue eine Serie; ganz wie in Deutschland. Freitags fahren wir nach der Arbeit meistens in unsere Stadtwohnung, kochen uns was oder kaufen uns das beste Knoblauchbrot bei SuperSpar 😀 Entweder gehen wir dann abends aus in eine Bar, zu einem Konzert oder auf Geburtstage von Fremden zu denen man eingeladen wird. Tagsüber fahren wir an den Strand, entspannen einfach mal und genießen das Nichts-tun. Also alles eigentlich ganz normal.
Das war´s erstmal wieder von mir. Ich hoffe, ich schaffe es noch einmal aus Mosambik zu posten. Ansonsten melde ich mich, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin! 🙂

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