Meine Gastfamilie und andere Neuigkeiten

Seit circa einer Woche bin ich nun bei meiner Gastfamilie und versuche mich einzuleben, was sich als gar nicht so einfach herausstellt.. Aber von vorne:

Am letzten Donnerstag fieberten wir den ganzen Vormittag daraufhin, dass uns unsere Familie nun holte. Abgemacht war, dass alle um halb 10 kommen würden, aber es trudelte immer eine nach der anderen ein, bis meine Gastmutter dann um halb 12 auch mal da war. Und ich war noch nicht die letzte, die abgeholt wurde! Das zur Pünktlichkeit hier..
Zuerst erzählte mir meine Gastmutter, dass sie kein englisch sprechen könne, aber plötzlich konnte sie es dann doch, was es mir um einiges leichter macht als zB Anna, deren Familie wirklich nur portugiesisch kann.
Mit dem Taxi sind wir dann zu unserer Wohnung gefahren. Um zu mir zu kommen, muss man über drei Erhebungen fahren, die gebaut wurden, um die Geschwindigkeit der Autos zu drosseln. Allerdings sind die Hubbel so hoch, dass ein normales Auto, wie unser Taxi jedes Mal mit der Unterseite seines Autos aufschlägt…
Unsere Wohnung ( kein typisches Steinhaus) befindet sich in der Nähe vom Flughafen an einer großen Straße. Das ist ganz gut, da direkt eine Chapastation vor meiner Haustür ist und ich eig nicht lange in die Stadt brauche. Wenn kein Verkehr ist, sind es nur 15 Minuten, aber meistens ist so viel los, dass ich mindestens 45 Minuten brauche.
Zurück zu der Wohnung: Für afrikanische Verhältnisse ist die Wohnung relativ groß. Ich wohne in dem kleinsten Zimmer, was ich mir noch mit meiner Gastschwester China und einer anderen Freiwilligen aus Island teile, die ich bisher aber noch nicht kennengelernt habe, da sie gerade reist. Niemand weiß genau, wann sie zurück kommt und den Namen von ihr hat meine Gastfamilie auch vergessen..
Außerdem gibt es noch ein Badezimmer, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer für die Eltern und eines für meinen Gastbruder, eine Küche und zwei Balkone.
Ich schlafe oben in einem Hochbett, dass sehr wackelig ist. Jedes Mal, wenn meine Gastschwester sich bewegt, wache ich auf. Außerdem ist mein „Lattenrost“ aus Metall, weshalb man jede Stange spürt, auf der man liegt. Aber wenn die andere Freiwillige im November ausreist, bekomme ich das Bett was gegenüber von unserem Hochbett steht. Ich hoffe, dass ich dann auch vielleicht einen Teil des Schrankes bekommen kann, denn momentan habe ich lediglich zwei Stühle, auf denen ich meine ganzen Sachen lagern kann. Nicht gerade sehr praktisch für ein Jahr..
Zuerst fühlte ich mich sehr unwohl hier. Aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass man mit mir nur redet, wenn ich etwas frage und dass ich sonst am besten in meinem Zimmer sitze und die anderen nicht großartig belästige. Meine Gastfamilie hat schon sehr lange viele Freiwillige, weshalb es nichts Neues mehr für sie ist und sie mich auch kaum beachten. Sie haben mir nichts gezeigt, wie zB das Klo funktioniert. Unser Klo hat zwar eine Spülung, aber man muss Wasser aus einer Tonne aus der Küche in den Spülkasten kippen, damit es spült, weil wir kein fließendes Wasser hier haben. Zum Duschen gibt es einen Zahnputzbecher, mit dem man sich das natürlich kalte Wasser über den Kopf kippt. Aber nach einer Woche hat man so langsam den Dreh raus, wie man schnell nass wird, ohne allzu viel Wasser zu verbrauchen und ohne dass man die Wand unnötigerweise berührt. Es ist hier sehr dreckig und stinkt.. Aber der Ekel legt sich hoffentlich noch nach einiger Zeit :-D.
Aber das ist auch das einzige Negative!
Das Essen ist hier sehr lecker und bisher habe ich es auch ganz gut vertragen. Morgens kommt immer ein Mann, der unser Geschirr vom letzten Tag abwäscht und das Essen für den Tag kocht. Leider versteht er kein englisch und ich kein portugiesisch, weshalb wir uns immer nur anlachen können. Aber ich glaube, er ist sehr nett, sowie auch mein Gastbruder und Vater.
Seit Montag habe ich auch endlich mehr zu tun. Unser Sprachkurs hat begonnen und ich fahre jeden Tag in die Stadt. Außerdem habe ich Internet, was das ganze hier was Heimweh (ja, ich habe das erste Mal in meinem Leben Heimweh :-D) angeht, erleichtert.
Ich war auch schon auf einem Geburtstag mit China, wo ich die größte Torte meines Lebens gesehen habe. Eigentlich mag ich ja keine Torte, aber die war nicht mit Sahne gemacht, sondern mit Marshmellowcreme und das war das Beste, was ich bisher an Torte gegessen habe. Außer natürlich deine Torte, Mama ;-).
Außerdem gibt es hier immer selbstgemacht Pommes, die echt super sind und so leckere Nudeln.
Momentan habe ich jede Nacht eine Auseinandersetzung mit China, da sie studiert und am liebsten nachts lernt. Deshalb geht sie meistens gegen 21 Uhr ins Bett und stellt sich ihren Wecker auf 1 Uhr. Allerdings wacht sie nie davon auf. Ich natürlich schon.. Der Wecker klingelt dann alle 10 Minuten, bis ich irgendwann kurz vorm Ausrasten bin und ihn nehme und ins Wohnzimmer bringe oder anfange mit ihr zu diskutieren, dass sie ihn doch jetzt bitte endlich ausstellt. Das dauert dann aber meistens auch bis 3 Uhr und um halb 4 steht der Bruder auf und macht lautstark die Musik oder den Fernseher an. Die anderen hier haben so einen tiefen Schlaf, dass es sie nicht interessiert, aber ich könnte jedes Mal durchdrehen. Selbst die Straße ist so laut, dass ich ständig von hupenden Autos aufwache. Und da man hier sowieso nur bis allerhöchstens 7 Uhr schlafen kann, bin ich momentan dementsprechend müde und gereizt. Aber die letzte Nacht war schon besser und ich konnte sogar quasi ausschlafen, da die Mama momentan weggefahren ist und einePerson weniger vor unserer Tür, die immer auf sein muss, herumschlurft.
Manchmal wünschte ich mir, ich könnte ein bisschen mehr Privatsphäre und Ruhe haben, aber das wird wohl nichts im kommendem Jahr.
Gestern bin ich das erste Mal mit einem offenem Chapa gefahren, wo man einfach hinten auf die Ladefläche von einem kleinen Transporter klettert. Sowas machen die Mulungos (Weiße auf Changana) natürlich eigentlich nicht, weshalb alle ziemlich geguckt haben und ständig gerufen haben: Oh, guckt mal ein Mulungo auf dem Chapa!
Heute habe ich dann gezwungenermaßen auch endlich mal Wäsche gewaschen. Natürlich per Hand. Aber ich weiß jetzt schon, dass das nicht unbedingt meine Stärke ist :-D. Irgendwie ist alles nass geworden, außer meine Wäsche. Die ist auch eher nur durchgespült worden, als dass ich sie wirklich gewaschen habe und jetzt hängt sie klitschnass an der Leine auf unserem Balkon und tropft vor sich hin, weil ich irgendwie zu blöd war, sie richtig auszuwringen.. Naja, Übung macht den Meister! 😀
Das zu meiner letzten Woche. Mittlerweile passiert auch gar nicht mehr so viel Neues. Man lebt sich so langsam ein und kommt in den anfänglichen Alltag. Allerdings arbeite ich noch nicht, weil nie jemand in dem Projekt zu erreichen ist, damit Hbonny klären kann, wann ich jetzt anfangen kann oder ob ich in ein anderes wechseln muss. Immerhin bin ich nicht alleine. Die Freiwillige aus Finnland arbeitet mit mir zusammen dort.

Später versuche ich nochmal ein paar Bilder hochzuladen. Allerdings habe ich bisher kaum welche gemacht, weil ich nicht immer wie ein Touri rüberkommen will und außerdem ist es ganz sinnvoll nicht zu viele Wertgegenstände mitzuschleppen, da die sowieso nur geklaut werden, weshalb ich zB mein Geld, mein Handy, mein Pass und mein Visum im BH transportiere. Das machen hier alle so und es stört niemanden, wenn man an der Kasse steht und sein durch die Hitze manchmal etwas nasses Geld aus dem BH zieht 😀 oder wenn man mitten auf der Straße sich in den Ausschnitt greift, um sein Handy herauszuholen.

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